FRAUENQUOTE

 

 

A: Vom Kumi ist bei den Schulen schon wieder ein Schrieb zum Abitur eingetrudelt.


B: Von ihm oder von ihr?

 

A: Was? Wie meinst du das?

 

B: Na ja, hat der Herr Kumi oder die Frau Kumi geschrieben?

 

A: Kumi ist doch kein Familienname, Mann! Ich rede vom Kultusministerium!

 

B: Das weiß ich auch! Aber hat der Herr Kultusminister oder die Frau Kultusministerin geschrieben, will ich wissen.

 

A: Was redest du denn für einen Blödsinn, sag mal? Wie kommst du denn auf die Idee, dass es da zwei Kumis gibt?

 

B: Das ist ja wohl spätestens seit dem G8-Abi offensichtlich oder? Zuerst schreibt meistens er was, dann ändert das die Frau wieder ab – so läuft das doch die ganze Zeit.

 

A: Wie bitte? Die CSU will ja die Frauenquote einführen, das stimmt schon, aber das heißt doch noch lange nicht, dass das auch fürs Kultusministerium gilt!

 

B: Da wäre ich mir mal nicht so sicher. Schau dir doch beispielsweise mal an, wie das mit der Bewertung des Abiturs gelaufen ist. Zuerst hat er geschrieben, dass in zwei Kernfächern mindestens 5 Punkte zum Bestehen nötig sind, und dann hat sie das am vorletzten mündlichen Prüfungstag kurzfristig zurückgenommen und nur noch einmal 5 und einmal 4 Punkte verlangt.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass die beiden Schreiben von der gleichen Person stammen, oder?

 

A: Ach komm, das klingt jetzt etwas weit hergeholt.

Obwohl, an der Sache könnte was dran sein. So eine Konfusion bringt ein Mensch allein ja kaum zustande.

 

B: Eben.

Oder denk mal an die Regelung für den Lexikoneinsatz im Fach Englisch.

 

A: Wieso? Die Abiturienten durften doch schon immer ein Wörterbuch benutzen, oder?

 

B: Schon, aber nur ein einsprachiges. Im G8 sind nun ja auch zweisprachige erlaubt.

 

A: Das wusste man aber doch schon länger und das ist auch nicht geändert worden, also...

 

B: Schon richtig, aber im Januar kam doch aus heiterem Himmel ein Schrieb, dass jemandem im Kultusministerium plötzlich aufgefallen ist, dass die modernen Lexika richtige Sprachtrainer enthalten, die auch Tipps geben, wie man z.B. englische Aufsätze oder Briefe schreibt. Und weil das für die G8-ler natürlich ein Vorteil gegenüber den G9-lern wäre, hat der Herr Kumi angeordnet, dass Wörterbücher mit solchen Hilfestellungen nicht zulässig sind.

 

A: Ist aber blöd, weil doch viele Schüler bestimmt schon solche Lexika gekauft hatten, oder?

 

B: Richtig, und genau das ist wohl auch der Frau Kumi aufgefallen. Deshalb hat sie noch in der gleichen Woche angeordnet, dass die Lexika doch eingesetzt werden dürfen. Nur die betreffenden Hilfeseiten sollten irgendwie “unschädlich“ gemacht werden, z.B. durch Zusammentackern, Zusammenheften mit Büroklammern oder gleich durch Herausreißen.

 

A: Der vorherige brandneue Erlass wurde noch in der gleichen Woche aufgehoben? Das deutet allerdings wirklich auf eine zweite Person hin.

Na ja, die Frau Kumi scheint halt manchmal ein wenig schlauer zu sein als der Herr Kumi. Außerdem ist sie vielleicht als Frau einfach etwas schülerfreundlicher gesinnt und fährt ihm deshalb öfter mal in die Parade.

 

B: Komisch ist nur, dass wenige Tage später ja ein drittes offizielles Schreiben zu diesem Thema kam.

 

A: Dieses Mal wieder von ihm, nehme ich an.

 

B: Eher nicht. Die vorgestellte Regelung war nun nämlich noch großzügiger. Jetzt waren plötzlich sogar alle Arten von Lexika erlaubt, ohne Klammern oder sonst irgendwelche Einschränkungen.

 

A: Also wenn die neue Regelung so nachsichtig ist, dann kam sie bestimmt nicht von ihm. Von ihr kann sie aber auch nicht stammen, oder? Sie würde sich ja nicht innerhalb weniger Tage selbst widersprechen. Aber wenn nicht er und wenn nicht sie: Wer kann dann die kultusministerielle Anordnung verfasst haben, die den Schülern so geholfen hat?

 

B: Tja, ganz offensichtlich gibt es in der Familie Kumi noch eine dritte Person...

 

A: Eine Tochter vermutlich.

 

B: Genau. Fräulein Kumi.